Last Updated on 24. Mai 2015 by Hubert Mayer
Slow Food – eine Bewegung, die es seit 1989 gibt – war zum siebten Mal auf der Stuttgarter Messe zu Gast. Und schon zum dritten Mal gab es ein Bloggertreffen – die letzten beiden Male gingen leider an mir vorbei. „Schuld“ an der Veranstaltungsreihe ist übrigens der Wurstsack, den ich schon mal bei about to be eaten getroffen hatte.
Die Akkreditierung war problemlos möglich, eine Mail mit Link zum Blog genügte. Mit der Registrierung war es möglich, alle vier Messetage die gesamte Messe zu besuchen – neben der Slow Food auch die anderen Messen, die als „Die Frühjahrsmessen Stuttgart“ zusammengeschlossen waren. Das nutzte ich auch schon am Freitag und verschaffte mir einen ersten Überblick – und Dank meiner bezaubernden Begleitung hab ich dieses Mal auch nicht jeden Wein probiert ;-) Vielen Dank an dieser Stelle an die Messe Stuttgart!
Das Bloggertreffen auf der Slow Food Messe
Samstag morgen fand dann das Bloggertreffen zur Slow Food Messe statt. Treffpunkt war im Pressezentrum – was aufgrund des derzeitigen Umzugs in den zu normalerweise VIP Lounge Bereich zu einiger Verwirrung führte. Schnell ging es dann weiter in einen der Konferenzräume des ICS – der fast ein wenig unterdimensioniert war, da tatsächlich knapp über 40 Leute da waren.
Das hatte die Verantwortlichen dann doch ein wenig überrascht – natürlich im positiven Sinne.
Nach einer Begrüßung durch den Kommunikationsleiter der Frühjahrsmessen, Andreas Wallbillich,
Begrüßung durch den Kommunikationsleiter der Frühjahrsmessen Stuttgart, Andreas Wallbillichder sich sehr erfreut zeigte, was für ein Interesse die Food Blogger an der Slow Food zeigten, informierte uns die Projektleiterin für die SlowFood, Lilo Haug, über einige Details der Messe – 433 Aussteller und weitere auf der Warteliste. Statt einer langen Tafel gab es in beiden Hallen diesmal zwei – jeweils über die gesamte Länge der Messe Hallen 3 und 5.
Gestartet war die Slow Food 2007 mit ca. 200 Ausstellern und trotzdem rund 12.000 Besuchern. Heute hingegen gibt es mehr Bewerber für Stände als Plätze zur Verfügung stehen. Aber auch das wurde positiv genutzt – und mehr Wert auf die Qualität der Aussteller gelegt.
Am Freitag hatte ich mich noch gewundert, was diese Convivien sind, die an einigen Ständen drüber angeschrieben waren – der Wurstsack veranlasste die Aufklärung: Convivien sind die regionalen Gruppen von Slow Food. Diese bekamen auf der Messe auch eine Sonderstellung und werden auf beiden Seiten entlang der langen Tafel plaziert.
Anschließend berichtete die Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V., Dr. Ursula Hudson, über die Arbeit des Vereins. Wichtige Kriterien für Slow Food sind die Regionalität und Saisonalität der Lebensmittel.
Auf der Website von Slow Food e.V. heisst es u.a.
Slow Food
• ist eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten.
• fördert eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt.
• bringt Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent.
• ist eine Non-Profit-Organisation.
Slow Food Deutschland gibt es seit 1991 und hat derzeit rund 12.000 Mitglieder bei 83 Convivien. Diese Convivien sind sehr unterschiedlich, sowohl was die Altersstruktur anbelangt als was die Aktivitäten betrifft. Diese gehen von freundschaftlichen Treffen bis hin zu politischen Aktivitäten.
Dr. Hudson betonte mehrfach die Schlagworte „handwerkliche Lebensmittel“ und „kulinarische Traditionen“ und dass wir uns in einer in einer Kompetenzkrise befinden (die Pferdefleischlasagne wurde dann aber nicht weiter vertieft).
Im Herbst 2013 wird auch ein Restaurantführer erscheinen für regionale Genüsse. Alle rund 300 Restaurants wurden von den jeweiligen Convivien getestet und kommen nur rein, wenn das Restaurant Wert legt auf die Kriterien *frisch*, *regionale Zutaten* und *saisonale Zutaten*. Erkennbar werden diese durch ein weißes Genussführersymbol. Das nicht zu verwechseln ist mit der Slow Food Schnecke, die anzeigt, dass das Lokal Slow Food e.V. unterstützt.
Nachdem dann alle Teilnehmer einen Gutschein für eine Probe in der Vinothek ausgehändigt bekamen, ging es los zur
Tour über die Slow Food mit Erklärungen an 3. Ständen
1. Station der Bloggertour: Metzger Rohde und seine Ahlewurscht
Bevor mir hier einer dumm kommt – ja, das schreibt sich so! Oder anders, es gibt tatsächlich verschiedene Schreibweisen ;) Ahle ist hessischer Dialekt und steht für „alte“, erklärte uns Metzger Rohde, dem man schon bei seinen ersten Worten die Begeisterung für seinen Beruf und seine Produkte anmerkte.
„Alte“ übrigens deswegen, weil alte Schweinerassen für diese Ahlewurscht verwendet werden. Die Besonderheit: es erfolgt eine sogenannte Warmverarbeitung, was bedeutet, dass die Verarbeitung des Fleisches unmittelbar nach dem Schlachten der Schweine (hier: innerhalb von 2,5 Stunden) erfolgt. Das Fleisch ist noch 40 Grad warm.
Die alten Schweine(rassen) werden 1,5-2 Jahre aufgezogen. Je nach verwendeter Rasse benötigt die Ahlewurscht eine Lagerdauer von bis zu einem Jahr – und wird nicht hart.
Auf den Einsatz von E-Zusatzstoffen wird bis auf Pökelsalz (Nitrat bzw. Nitrit; ich hoffe, ich hab das richtig mitgeschrieben und tue ihm jetzt nichts unrechtes) verzichtet – und der Einsatz davon ist der Tatsache geschuldet, dass die Wurst sonst grau wäre und dies heute Kunden noch nicht zu vermitteln ist.
Interessantes Detail – es könnte zwar auch Meersalz hierfür verwendet werden, dann erhöht sich aber die Reifezeit stark. Bei einem Schinken wäre mit einem Jahr zu rechnen.
Die Schweine sind echte Freilandschweine, also das ganze Jahr draußen, auch im Winter. Die Rasse Mangalica besteht aus 2/3 Fett und 1/3 mageren Fleisch.
Krasser werden die „Herstellungszeiten“ der Ahlewurscht bei Schweinerassen wie dem Bentheimer. Die Aufzuchtzeit beträgt hier 2,5-3 Jahre und die Reifedauer der Ahlewurscht ebenfalls! Das ist nur durch Lagerung in alten Gebäuden möglich, bei Rohde ist das ein Lehmkeller, der ideal temperiert und für gleichbleibende Luftfeuchtigkeit sorgt.
Verkosten dürften wir anschließend einen Berg 4,5 Monate alter Ahlewurscht – und ich sage euch: Ein Genuß!
Ahle WurschtDanke an Meister Rohde für diese spannende Einführung im Rahmen unserer Bloggertour auf der Slow Food Messe.
(Hinweis: sofern in diesem Textteil ein inhaltlicher Fehler ist, bitte ich eine kurze Information zur Berichtigung – ich kenne mich mit Wurstproduktion nicht aus, obwohl ich sehr gerne Wurst esse)
Eine kurze WERBEunterbrechung (wenn ihr keinen Werbeblocker am Start habt):
2. Station auf der Slow Food Bloggertour: Das Slow Mobil Karlsruhe
Das Slow Mobil, das es vor Karlsruhe bereits in Frankfurt und München gab, ist eine mobile Küche, die künftig jeweils einige Wochen vor Schulen halt machen soll. Jeweils 8 Kinder sollen dort dann mittags zusammen mit 2 Erwachsenen lernen, wie ein Essen zubereitet wird unter Berücksichtigung von – ihr ahnt es schon – Berücksichtigung von regionalen Zutaten und Beachtung der Saison.
Doch auch auf das „Erlebnis“ in Ruhe gemeinsam zu Speisen, wird ebenso Wert gelegt wie auf das anschließende gemeinsame Spülen und Aufräumen.
Vor der Konzeptionierung stand eine Besichtigung des Frankfurter Slow Mobils an, um davon das beste zu berücksichtigen und erkannte Fehler auszumerzen. Eingerichtet ist das Slow Mobil mit einem langen Tisch, einer Spülstelle und einem Herd sowie Schränken. Links an der Wand ist eine Tafel, dort können beispielsweise Zutaten angeschrieben werden oder auch Umrechnungen für Mengen von Zutaten geübt werden.
Der Trägerverein für das Slow Mobil hat sich 15 Monaten gegründet. Die Mitglieder bitten die Schulen, an denen das Slow Mobil „gastieren“ soll, um eine Vorbereitungsphase, in denen die Schüler im Alter von 5-19 Jahren, an die sich das Angebot richtet, auf die Themen Ernährung, Essen, Warum regionales Essen, warum saisonales Essen interessant ist, vorbereitet werden sollen. Die Kinder bekommen auch Rezepte mit nach Hause.
Der Betrieb des Slow Mobils kostet planmäßig ca. 20.000 EUR p.a. – wer die Arbeit unterstützen möchte (ich habe dies soeben getan), kann dies über betterplace.org tun:
3. Station der Bloggertour auf der Slow Food Messe Stuttgart 2013: Käserei Zurwies
Dritte und letzte Station unser Tour war eine „kleine“ (Eigenaussage) Käserei aus Wangen im Allgäu – Zurwies, eine reine Bio-Käserei. Die Käserei Zurwies hat sich dem biologisch-ökologischen Anbau verschrieben und damit auch andere Landwirte begeistert.
Beliefert wird die Biokäserei von 22 Landwirten aus max 25 km Entfernung von der Käserei. Wert legt Zurwies neben den Biostandrads auch darauf, dass die Zusammenarbeit mit den Landwirten Spass und Freude bereitet. Für die Käseproduktion wird nur Heumilch eingesetzt. Heumilch wird eine Milch genannt, die von Kühen produziert wird, die keinerlei Kraftfutter oder Silage erhalten, sondern draussen auf der Weide grasen und im Winter Heu zu fressen bekommen. Der Vorteil der Heumilch ist unter anderem der hohe Omega-3 Anteil.
10.000 – 15.000 Liter Milch werden täglich bei Zurwies nach Biostandards zu Käse verarbeitet – und zwar nur zu Weichkäse.
Auch Jogurts mit einem Fettgehalt von mind. 3,8 % werden dort hergestellt – ausschließlich aus den Zutaten Milch, Zucker und echten Früchten. Der Fruchtanteil beträgt hierbei mindestens 15 %.
Wer neugierig geworden ist, kann die Käserei Zurwies auch besichtigen – als Tipp wurde angesprochen, besser morgens um 10 Uhr zu kommen als nachmittags, denn vormittags gibt es am meisten zu sehen.
Wir erhielten zum Abschied noch jede Menge Käse und Jogurt zum Selbsttest – und ich kann euch auch hier versichern, dass das sehr lecker war:
Rund 15 Blogger liessen es sich nicht nehmen, diese leckere Beute anschließend im Pressezentrum (damit wir zusammensitzen konnten) zu vertilgen – und dazu leckeres Brot, das ein „Spähtrupp“ unterwegs ergatterte ;)
Danke an Anna-Lena Bucher von der Messe für die Organisation dieser sehr interessanten und lehrreichen Führung!
Beim Schlendern über die messe traf ich dann immer wieder einige der Blogger wieder – und das hat richtig Spass gemacht. Mit einigen verabredete ich mich noch bei Schwabenwhisky
Schwabenwhiskyauswahlund später gab es noch einen weiteren Treffpunkt in der Vinothek auf der Slow Food Messe, wo wir unseren Gutschein für eine Weinprobe einlösten und auch das ein (ich) oder andere (andere ;)) Gläschen Wein verkosteten.
Einige Teilnehmer des Bloggertreffens in der Vinothek auf der Slow FoodFür mich war es nur schade, dass ich zeitig los musste, weil ich an diesem Abend Thekendienst im Laboratorium zugesagt hatte (übrigens auf einer tollen Lesung und einem grandiosen Konzert von Der Balkanizer und Trovaci).
Abschließend sage ich danke an die Messe für die Einladung (damit auch gleichzeitig Disclaimer), an die tollen Menschen, die ich an dem Tag kennenlernen durfte – und nicht zuletzt an die freundlichen und auskunftsfreudigen Aussteller auf der Slow Food Messe 2013 in Stuttgart! Danke!
Sonntag war ich dann auch nochmal kurz auf der Slow Food um meine geplanten Einkäufe zu tätigen – zwei unglaublich leckere Getränke:
Alle meine Bilder von der Slow Food 2013 gibt es in einem öffentlichen Album bei Google+ zu sehen.
Weitere Berichte haben u.a. geschrieben:
Delizr (kein Blog, aber trotzdem nennenswert)
Abschließend erlaube ich mir wieder ein wenig Werbung (zumindest, wenn ihr ohne Werbeblocker unterwegs seid):
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Ui, du warst aber wirklich fleissig! Finde keine Fehler bei der Wurstherstellung ;)
Ich hatte den Metzger wegen des Meersalzes gefragt, weil ich das selbst schon zur Herstellung von Schinken benutzt hatte und das Ergebnis hervorragend war. Merkwürdig interessant in diesem Zusammenhang: Durch die Überdüngung der Gewässer befindet sich immer mehr Nitrat im Meersalz und drum funktioniert diese Methode immer besser….
Ahhhh – Du warst das :) Danke für die Frage, war ebenfalls wissenserweiternd! Und vorallem danke fürs Lesen und bestätigen :))
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Ich kenne mich mit Wurst nun auch überhaupt nicht aus, aber die Reisezeit wird wohl eher eine ReiFezeit sein, oder?
Hat mich gefreut, daß wir uns gesehen haben.
Danke für den Hinweis!
Mich auch! Spargelbesen?
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Hui….ja, wie Heike schon sagt..fleissig trifft es ganz gut ;) Wirklich schön geschrieben!! Habe michr gefreut, den Artikel zu lesen :)
Liebe Grüße!
Danke schön *knicks*
ein toller bericht, und so ausführlich! schade dass ich nicht noch länger bleiben konnte, war wirklich ein schöner tag :) viele liebe grüße julia
Danke! Und ich musste ja leider auch zeitig los wegen dem Konzert/Thekendienst…
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