Last Updated on 2. August 2017 by Hubert Mayer
Aus Zeitmangel wurden auf der Süddeutschen Spielemesse doch keine Spiele getestet. Was auch nicht schlimm war, denn es war trotzdem ein sehr interessanter Nachmittag, den ich dank Jans Einladung auf der Messe in Stuttgart verbringen durfte.
Dank Jans (und der Messe Stuttgarts) Einladung bekam ich eine Akkreditierung als Journalist, so dass ich nicht nur freien Eintritt zur Süddeutschen Spielemesse bekam, sondern auch Zugang zum Pressezentrum, wo es neben WLAN auch Getränke und Essen (Linsen ohne Spätzle, aber mit Saitenwürstle) gab.
Aber, was uns natürlich besonders gefreut hat – es gab auch eine Twitterwall im Pressezentrum, was andere vorbeigehende Journalisten dann zu einem zögernden Blick des Nicht-Verstehens animierte ;)
Dort habe ich dann auch Jens, den Initiator der Spiele-Akademie kennengelernt – dort seid ihr richtig, wenn ihr viele Rezensionen von Spielen lesen wollt. Kurz vor 15 Uhr stieß dann auch Mika dazu, die neben ihrem eigenen Blog auch bei Jans Brettspiel-Blog (s.o.) mitschreibt.
Ziemlich pünktlich um 15 Uhr fanden wir uns dann alle am Stand der Spieleautorenzunft ein – denn mit den Spielautoren wollten wir ins Gespräch kommen und mehr über deren Leben und Leidenschaft erfahren. Wann sonst hat man denn die Gelegenheit, die Autoren von bekannten Spielen einmal live zu sehen (ihr werdet gleich noch lesen, dass das tatsächlich wider Erwarten gar nicht schwierig ist!)?
Die für die Süddeutsche Spielemesse seit 6 Jahren verantwortliche Projektleiterin der Messe Stuttgart, Frau Kerstin Heim, hieß uns kurz Willkommen – leider hatte sie nicht viel Zeit mitgebracht, während der Messe ist (verständlicherweise) für sie jede Menge zu tun. Danke von mir auf alle Fälle für die Einladung!
Nach einer kurzen Einführung von Jan starteten wir mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Von der Spieleautorenzunft waren dabei:
- Daniel Danzer, der seit ca. 5-6 Jahren Spieleautor ist – gelernter Medienpädagoge, der hauptberuflich vor allem Filme mit Jugendlichen dreht
- Gerhard Junker, seines Zeichens Graphik-Designer, der auch die Öffentlichkeitsarbeit für die Spieleautorenzunft macht und seit 4 Jahren am Spiele entwickeln ist
- Klaus Kreowski (mea culpa, bei seiner Vorstellung war ich leider gerade abgelenkt, hat aber einige Spiele entwickelt, die bei der Verlinkung auch aufgelistet sind) – und etwas später stieß auch noch
- Günter Burkhardt dazu, der bereits über 50 Spiele entwickelt hat, die u.a. bei Kosmos und Ravensburger veröffentlicht wurden
Neben Jan, Mika und Jens, war auch noch Frederik kurzfristig dazu gestossen, der mehr oder minder zufällig in der Nähe war. Und gegen später stieß auch Sascha noch dazu.
Nach der Begrüßung erfuhren wir so einiges über die Spieleautorenzunft – so hat diese ca. 450 Mitglieder, Leben von den Einnahmen als Spieleautor können jedoch nur wenige mehr als zwei Hände voll, also rund 15-20 Autoren. Neben einigen namentlich bekannten gibt es auch einige, deren Namen nicht bekannt sind, da sie vor allem Auftragsarbeiten für die großen Verlage machen. Dafür gibt es neben den Autoren auch andere Berufe, die von Spielen direkt oder indirekt leben, seien es Graphiker oder eben auch Spieleredakteure und -verleger.
Ihr erinnert euch, dass ich eingangs schrieb, dass es tatsächlich gar nicht so schwer ist, einmal einen (bzw. viele) Spieleautoren live kennen zu lernen? Ist so – denn die Mitglieder der Spieleautorenzunft treffen sich regelmäßig zum Austausch. Dort dürfen gerne auch Neulinge kommen, es findet ein offener Austausch statt zwischen den Neulingen und den alten Hasen. Kein Neid und kein Klau von Ideen, stattdessen ein warmherziger, offener Empfang. Nach dem Kennenlernen der vier o.g. Autoren hege ich hieran auch keinerlei Zweifel, da auch unser Gespräch überaus offen war.
Wir erfuhren auch, dass die Spieleautoren untereinander sehr gut vernetzt sind – auch schon aus Zeiten, bevor es das Internet gab ;) Bei den regelmäßigen Treffen werden bis zu 150 Prototypen gezeigt, das ist doch mal eine Nummer, oder?
Wir erfuhren auch, dass es der Einreichung einer Spieleidee beim Verlag rund ein Jahr dauert, bis einer Veröffentlichung stattfindet, da in einem großen Verlag auch viele Menschen mit entscheiden.
Für uns natürlich interessant, dass im mehr Spiele über das Internet vertrieben werden. Und ebenfalls spannend, dass auch Crowdfunding im Spielebereich angekommen ist – sowohl in den Staaten über Kickstarter, als auch hier über ein Projekt der Spiele-Offensive: Die Plattform Spieleschmiede. Kritisch wurde hierzu – wenn ich mich richtig erinnere – angemerkt, dass ein Projektmanager letztendlich entscheidet, ob ein Spiel aufgelegt wird oder nicht. Das würde aus meiner Sicht aber Crowdfunding ad absurdum führen. Muss ich mir bei Gelegenheit mal noch anschauen.
Auch die Kosten für Spiele wurden angesprochen, so kostet wohl ein Kartenspiel in einer kleinen Auflage von 500 Stück ca. 8 EUR pro Satz, bei 3.000 EUR nur mehr 2 EUR! Und hier sprechen wir gerade nur von den Herstellungskosten…
Crowdfunding eignet sich hier wohl auch besonders dazu, alte Spiele (teilweise hochwertiger) wieder aufleben zu lassen.
Was ich persönlich auch recht spannend fand, war die Erkenntnis, dass bei den meisten Spieleautoren ihre „Geschichte“ damit angefangen hat, dass sie von einem Thema kommend ein Spiel entwickelt haben – und im Laufe der Zeit immer häufiger der Weg umgekehrt verläuft, also von der Mechanik zum Thema. Vielleicht mag das damit zusammenhängen, dass Verlage bei der Idee ihren Augenmerk verstärkt auf die Mechanik richten. (Bei Kinderspielen steht hingegen meist das Thema dann doch wieder im Vordergrund).
Weiter ging die Diskussion um die Altersangaben – hier waren sich unsere Autoren nicht wirklich einig, wie sinnvoll diese sind. „Kinderspiele“ bis 8, dann „Familienspiele“. Das war eine lange Diskussion, hier wurden dann auch Fragen ins Spiel gebracht, ob da Alter nicht sowieso ein falscher Indikator sei und man nicht besser angeben müsse, ob das ein Spiel sei, das Kinder untereinander spielen können oder ob ein „Erwachsener“ quasi als Erklärbär dabei sein müsse. Oder ob es eher ein Spiel für die ganze Familie ist oder für erfahrene Spieler.
Weiter ging die Diskussion mit der gewandelten Werbung in Bezug auf Spiele. Früher gab es Bilder, auf denen Menschen abgebildet wurden, die eben dieses Spiel spielten – und man an den Gesichtsausdrücken erkennen konnte, ob es ein lustiges Spiel sein soll oder eines, bei dem man beispielsweise Grübeln muss. Interessant ist auch, dass erst seit wenigen Jahren die Autoren auf der Spieleschachtel genannt werden. Was der Inhalt des Spieles – das heute meist einen Kunstnamen trägt – ist, das verrät der Karton nur noch sehr selten.
Mit Bedauern sehen die Autoren auch, dass neue Spiele oft nur mit 1-2 Exemplaren in einer Spielehandlung im Regal stehen – und die bereits bekannten, die sich gut verkaufen, dafür in großer Anzahl gut sichtbar aufgebaut sind.
Die Spieleautorenzunft
Zur Spieleautorenzunft haben wir dann auch noch erfahren, dass sie gegründet wurde, um die Autoren ein wenig mehr in das Blickfeld zu setzen. Aus diesem Grund hat die Zunft auch einen Stand auf der Messe (wo übrigens auch die Namen der Autoren größer geschrieben sind als die Namen der Spiele, für die sie stehen).
Anschließend diskutierten wir noch ein wenig, wie man dieses Ziel vorantreiben könne, so beispielsweise mit einer Autorenreise durch Spielehandlungen, wie bei Buchautoren. Ist aber schwierig, da zwar einer vorne sitzen und vorlesen kann, aber nicht einer so viele Spiele vorstellen kann.
Fazit: Die Spieleautoren sind überaus aufgeschlossene Menschen, die sich sehr freuen, wenn man sich für sie interessiert. Große Einig besteht auch bei allen, wenn es um die Frage geht, was ein Spiel ausmacht – „Es muss Spass machen!“
Und die Wechselwirkung zwischen analoger und digitaler Welt nimmt auch im Spielebereich zu.
Die obigen und alle weiteren Bilder der Tages auf der Messe findet ihr in meinem öffentlichen google+ Album
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